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Oradour: Zeugnis und Botschaft

Von R. Fruzieg – Bürgermeister von Oradour

(Im Zusammenhang mit den Veranstaltungenzum 63. Jahrestag des Holocaust von Kalavryta orgnisierte die Gemeinde Kalavryta am 11.12.2006 im historischen Hotel „Chelmos“ auf Initiative des damaligen Stellv. Bürgermeisters Hrn. Nikolaos Tzenos ein Treffen von Repräsentanten verschiedener europäischer Märtyrerregionen zum Thema Ganzheitliche Erinnerung und Holocauste“ ab. 

Repräsentanten der europäischen Märtyrergemeinden Oradour und Lidice, Vertreter griechischer Märtyrergemeinden, Politiker, Botschafter, Kämpfer des Nationalen Widerstands – mit der herausstechenden Anwesenheit des M. Glezos – sowie Lehrkräfte und Universitätsabgesandte beleuchteten mit bedeutungsvollen, reichen und breiten Reden unbekannte Aspekte des Holocaust und betonten empathisch den Schluss, dass tiefes Wissen der Vergangenheit eine friedliche Zukunft garantiert.

Wir haben auf den folgenden Seiten in Form von Artikeln die Aussagen des Bürgermeisters der französischen Stadt Oradour und des Stellv. Bürgermeisters der tschechischen Gemeinde Lidice zur Zerstörung ihrer jeweiligen Heimat durch die Truppen des Dritten Reichs ausgewählt und zitiert. Maganzin „Communications“, Ausgabe 16, Dezember 2007.)

Es ist mir eine Ehre, heute mit Ihnen hier in Kalavryta zu sein und ihnen den brüderlichen Respekt Oradours und die Grüße Frankreichs auszurichten.

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Ich betrete diesen Boden vor Ihnen mit großer Emotion, in dieser Stadt, die von der Geschichte so tragisch gezeichnet wurde und in die ich zum ersten Mal gekommen bin.

Was mich bei der Ankunft in Ihrer Stadt besonders beeindruckt und schockiert hat, ist die Uhr an Ihrem Kirchturm, die für immer 14:34 Uhr anzeigt, die Zeit der Exekution der 700 Männer von Kalavryta. Diese seit Jahrzehnten eingefrorene Zeit bleibt dadurch auf ewig das Zeugnis des mörderischen menschlichen Wahnsinns.

Unsere beiden Städte haben gemeinsam, dass sie Zerstörung erlitten, das Unaussprechliche erfahren  und so viele unschuldige Opfer, die mit ihrem Leben den Preis des Fanatismus und des Hasses bezahlten, gezählt haben.

  • Oradour

Ein friedliches Dorf in der Region Limousin, das am 10.06.1944 durch Menschen, die die Gesetze der einfachsten Menschlichkeit verletzten, mit größter Brutalität den Tod brachten, 642 Opfer abschlachteten, folterten und verbrannten, die Kirche, die traditionell ein Symbol der Vergebung und des Friedens ist, in eine wahrhaft menschliche Grube voller Leichen verwandelten, auf den Landkarten eingemeißelt wurde. Dadurch wurde das bewiesen, was unser exzellenter Autor Plutarch zu sagen pflegte:

„Es ist keineswegs ein wildes Tier, gewalttätiger als der Mensch, wenn es die Kraft, seine Triebe zu befriedigen, hat.“

  • Kalavryta

Eine zerstörte und niedergebrannte Stadt, Opfer der Gräueltaten der nationalsozialistischen Besatzungstruppen.

Diese Operation, im Deutschen als „Unternehmen Kalawrita“ bekannt, bedeutete die tragischste Seite Ihrer Region.

Was für eine Ähnlichkeit mit dem Schicksal von Oradour!

Die Toten in Kalavryta und Oradour können nicht vergessen werden. Sie dürfen nicht eine Sekunde sterben, denn die Aktionen, denen sie zum Opfer fielen, waren die logischen Konsequenzen der Absurdität menschlichen Verlangens.

Und eben weil wir diese Wunden nicht vergessen, können wir nicht anders, als der Opfer von Guernica, Lidice, Marzabotto, Warschau und all dieser Städte und Dörfer, deren städtische Bevölkerung dem Wahnsinn der Nationalisten und Faschisten zum Opfer fielen, zu gedenken.

Die 700 Männer von Kalavryta und die 642 Opfer von Oradour, die unter Kugelfeuer und Feuer umkamen, leben in unserer Erinnerung fort.

  • Was uns die Gräber lehren, ist, dass nichts ein Volk beenden kann, keine Furcht, kein Schmerz, kein Klagen.
  • Denn über Tod und Zerstörung hinaus bleibt der Wille des Menschen, sein Überlebenswille, sein Wille, unaussprechlichen Schmerz zu ertragen.

Über Klage und Sorge hinaus gibt es die Kraft der Hoffnung. Die Hoffnung, die in diesen Tagen der Erinnerungszeremonien herrscht, ist jene, die die Teilnehmer dazu antreibt, eine permanentnen und andauernden Frieden zu etablieren, den Frieden zwischen den Völkern, die niemals zu leiden aufgehört haben.

Wir Europäer, die einst den Frieden zerstörten, sind uns unserer Rolle bewusst:

In einer Welt, in der das Waffenklirren niemals abklingt und die niemals aufhört, sich der Gewalt hinzugeben, kann und wird nur die Erinnerung dem Unmenschlichen Einhalt gebieten.

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Es ist für mich auch eine große Ehre, an diesem Treffen teilzunehmen und anschließend mit Ihnen zusammen während der Zeremonien am 13.12. in Besinnung zu sein, in einer großen Zusammenführung des Geistes über unsere Grenzen hinaus. Diese Begegnungen, die uns erlauben, dieser Orte voller Emotion zu gedenken, diese Orte, die immer die Gewalt, die sie erduldeten, und die Immensität der Schmerzen, die sie erfuhren, mit sich führen, diese Orte, die noch immer die Geschichte der Schwäche der menschlichen Erinnerung an sich haben, bringen mit der Intensität und Kraft der Erinnerungen eine tiefe Identität der Meinungen. Sie erlauben uns zu erinnern, dass wir gegen alle Arten von Unnachgiebigkeit arbeiten müssen, dass wir ihnen gegenüber manchmal zu leicht nachgeben und dass sie die wahren Gründe solch tiefgreifenden Hasses sind. Diese Treffen helfen den Erinnerungen dabei, lebendig zu bleiben, und stellen den stetig wachsenden und dringenden Bedarf menschlicher Brüderlichkeit heraus.

Jeder von uns hier ist ein Gewissen und ein Wille.

Wir, die wir Kalavryta und Oradour als immerwährende Verteidiger menschlichen Bedürfnisses repräsentieren,